Hi,
Meine Tochter geht auf eine Waldorfschule und kommt jetzt in die 3. Klasse.
Weder meine Frau noch ich selber waren auf Waldorfschulen und wir beide neigen eher zu einer recht pragmatischen Sicht der Dinge.
Der Link, der bei Lacy angegeben ist, ist zwar grundsätzlich in Ordnung, aus der eigenen Beschäftigung mit diesem Thema muss ich aber sagen, dass 2 Dinge nicht stimmen.
Der Unterricht ist getragen von einer Weltanschauung, diese Weltanschauung ist ausdrücklich nicht Gegenstand des Unterrichtes. Leider ist diese Weltanschauung aber auch eine der Schattenseiten, die dringend aufzuzeigen ist. Die Werke von Rudolf Steiner waren zwar im 3. Reich verboten, Teile daraus erinnern aber sehr stark an seinerzeit gängiges Gedankengut. Dies gilt insbesondere für seine Rassencharakterisierung. Wohlgemerkt, ich kenne das gesamte Lehrerkollegium an unserer Schule und es gibt dort keinerlei Anzeichen für eine rechtsgerichtete Ausrichtung. Aber dieser Punkt wird Waldorf immer wieder angelastet.
Waldorfschüler sind überdurchschnittlich gut für das Studium, wenn sie denn eines anstreben, gerüstet. Dies liegt daran, dass die Arbeitsweise an dieser Schulform das eigenständige Lernen sehr stark fördert.
Unsere Entscheidung für diese Schulform ist darin begründet, dass hier ein viel breiteres Spektrum an Ausbildung geboten wird. Neben den 'normalen' Fächern werden insbesondere künstlerische und handwerkliche Fertigkeiten vermittelt. Zudem wird versucht, die Unterrichtsinhalte an der geistigen und körperlichen Entwicklung der Kinder zu orientieren. Leistungsdruck wird zumindest in den unteren Klassenstufen vermieden, die Kinder sollen Spaß am Lernen und an der Schule haben und sollen insbesondere ihre sozialen Kompetenzen entwickeln können.
Da jedes Ding 2 Seiten hat, gilt dies natürlich auch für die Fächerbreite. Die Kinder verlieren auf dem Weg zur mittleren Reife mindestens 1 Jahr, teilweise sogar 2 Jahre. D.h., dass die mittlere Reife erst mit Ende der Klasse 11 oder sogar Ende der Klasse 12 abgelegt wird. Die Schüler, die sich entscheiden, ein Abitur zu machen, können ein (12. und) 13. Jahr an der Schule anschließen und sind dann auch in der Lage, die Abiturprüfung, die sich an den Lehrinhalten der Regelgymnasien orientiert, zu absolvieren. Die Durchfallquote ist deutlich niedriger, als an anderen Schulen, dies liegt sicher daran, dass die Entscheidung pro Abitur sehr bewusst getroffen wird. Aber der Arbeitsaufwand in der 13. Klassenstufe ist exorbitant.
Teamfähigkeit wird an Waldorfschulen üblicherweise groß geschrieben und soll durch mannigfaltige musikalische Aktivitäten (Klassen-, Mittelstufen-,Oberstufen-Orchester) sowie durch Theater spielen gefördert werden. Und Rechnen lernen sie da auch (so gut oder schlecht, wie an anderen Schulen eben auch).
Die Wahl der Schulform will gut durchdacht sein. Diese Schule muss zum Kind aber auch zu den Eltern passen, denn Elternarbeit und ein enger Kontakt zur Schule ist an Waldorfschulen unerläßlich!