1. Blätter fallen leise
Zu der Abschiedsweise
Von den hellen Sonnentagen.
Doch die Kinder lachen
Bei dem Flug der Drachen
Wenn die Bäume Früchte tragen.
Leuchtend blau wie Seide ist der Himmel.
Auch der Herbst hat seine Poesie.
Tausend Astern blühen
Tausend Farben glühen
Schön wie nie.
2. Von Erinnerungen
Wird das Herz bezwungen.
Weißt du wie verliebt wir waren.
Doch die launenhaften
Wilden Leidenschaften
Sind dahin in all den Jahren.
Dafür seh' ich heut' in deinen Augen
Unser stilles Glück, das nie vergeht.
denn es ist zur Liebe,
Zu der wahren Liebe
Nie zu spät.
Refrain:
Auch der Herbst hat seine schönen Tage,
Auch der Herbst hat gold'nen Sonnenschein.
Glaub' es mir, daß ich die Wahrheit sage:
Auch im Herbst kannst Du noch glücklich sei
Robert Reinick
Hallo! Die Türen aufgetan!
Hör zu, wer hören will!
Ich bin der Herbst, ein lust'ger Mann,
ich steh' nicht lange still!
Heut fahr' ich Gerst' und Hafer ein
und trag' den Erntekranz,
und abends dann beim kühlen Wein
mach' ich Musik und Tanz.
Und morgen auf die Bäum' hinauf!
Kopf weg und aufgepaßt!
Hei, wie das rot und gelb zuhauf
herunterschlägt vom Ast!
Ein andermal dann in den Wald,
da blas' ich auf zur Pirsch.
Der Jäger kommt, die Büchse knallt,
hussa, sie traf den Hirsch!
Hussa! wie das im Walde klingt,
im grünen, stillen Raum,
wo sich die Eichkatz' munter schwingt
im Nu von Baum zu Baum.
Ich bin der Herbst, ihr kennt mich,
ich steh' nicht gerne still.
Hallo, Hallo! Drum tummle sich,
wer fröhlich werden will!
Peter Hacks
Der Herbst steht auf der Leiter
Und malt die Blätter an,
Ein lustiger Waldarbeiter,
Ein froher Malersmann.
Er kleckst und pinselt fleißig
Auf jedes Blattgewächs.
Und kommt ein frecher Zeisig,
Schwupp, kriegt der auch 'nen Klecks.
Die Tanne spricht zum Herbste:
Das ist ja fürchterlich,
Die andern Bäume färbste,
Was färbste nicht mal mich?
Die Blätter flattern munter
Und finden sich so schön.
Sie werden immer bunter.
Am Ende fall'n sie runter.
Storm
Schon ins Land der Pyramiden
Flohn die Störche übers Meer;
Schwalbenflug ist längst geschieden,
Und die Sonne scheint nicht mehr.
Seufzend in geheimer Klage
Streift der Wind das letzte Grün;
Und die Süßen Sommertage,
Ach, sie sind dahin, dahin!
Nebel hat den Wald verschlungen,
Der dein stillstes Glück gesehn;
Ganz in Duft und Dämmerungen
Will die schöne Welt vergehn.
Nur noch einmal bricht die Sonne
Unaufhaltsam durch den Duft,
Und ein Strahl der alten Wonne
Rieselt über Tal und Kluft.
Und es leuchten Wald und Heide,
Daß man sicher glauben mag,
Hinter allem Winterleide
Lieg' ein gold'ner Frühlingstag.
Mascha Kaléko, 1945
Nun gönnt sich das Jahr eine Pause.
Der goldne September entwich.
Geblieben im herbstlichen Hause
Sind nur meine Schwermut und ich.
Verlassen stehn Wiese und Weiher,
Es schimmert kein Segel am See.
Am Himmel nur Wildgans und Geier
Verkünden den kommenden Schnee.
Schon rüttelt der Wind an der Scheune.
Im Dunkel ein Nachtkäuzchen schreit.
Ich sitze alleine beim Weine
Und vertreib mir die Jahreszeit...
Im Gasthaus verlischt eine Kerze.
Verspätet spielt ein Klavier.
- Dem ist auch recht bange ums Herze.
Adagio in Moll - so wie mir.
Der Abend ist voller Gespenster,
Es poltert und knackt im Kamin.
Ich schließe die Läden am Fenster
Und nehme die Schlafmedizin.
Herbstlied
Durch die Wälder streif' ich munter,
Wenn der Wind die Stämme rüttelt
Und mit Rascheln bunt und bunter
Blatt auf Blatt herunterschüttelt.
Denn es träumt bei solchem Klange
Sich gar schön vom Frühlingshauche,
Von der Nachtigall Gesange,
Und vom jungen Grün am Strauche.
Lustig schreit' ich durchs Gefilde,
Wo verdorrte Disteln nicken,
Denk' an Maienröslein milde
Mit den morgenfrischen Blicken.
Nach dem Himmel schau' ich gerne,
Wenn ihn Wolken schwarz bedecken;
Denk' an tausend liebe Sterne,
Die dahinter sich verstecken.
von Johann Gaudenz von Salis-Seewis
Theodor Fontane 1819-1898
Es fällt das Laub wie Regentropfen
so zahllos auf die Stoppelflur;
matt pulst der Bach wie letztes Klopfen
im Todeskampfe der Natur.
Still wird's! Und als den tiefen Frieden
ein leises Wehen jetzt durchzog,
da mocht' es sein, daß abgeschieden
die Erdenseele aufwärts flog.
Theodor Fontane (1819-1898)
Spätherbst
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern sind im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht, -
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh' Stille, Schnee und Winter kommt.